von Redaktion
Der Friedenstreck auf dem Weg nach Jerusalem

Berlin - Der Gedenk- und Feiertag am 8. Mai, genau 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, bildete einen besonderen Anlass zu einem besonderen Ereignis. Der unter der Federführung des engagierten Prignitzer Pfarrers Helmut Kautz stehende Pferdefriedenstreck wurde in einer feierlichen Zeremonie vor Berlins Wahrzeichen (mit der Quadriga in luftiger Höhe) von vielen tausend neugieriger Zuschauern, bewaffnet Fotoapparaten und Kameras, einigen Politikern und einem Fan-Club verabschiedet, ehe er zu seinem wagemutigen, 4800 Kilometer langen Trip durch elf Länder nach Jerusalem aufbrach.
In dem sieben Kutschen umfassenden Konvoi befand sich auch ein Spezialwagen mit einer aus Militärschrott gegossenen Glocke (Motto: Jaget dem Frieden nach mit jedermann), die zu Heiligabend in der israelischen Metropole einer Hand in Hand-Schule übergeben werden soll, in der christliche, jüdische und muslimische Kinder gemeinsam lernen. Um 12.42 Uhr erteilte Generalsuperintendent und Schirmherr Kristof Balint dem Unternehmen seinen Segen und Gottes Beistand für die doch abenteuerliche Reise, was zuvor schon anlässlich einer Pressekonferenz auch der Bundestags-Vizepräsident Bodo Ramelow getan hatte.
Sie folgten damit dem Beispiel des brandenburgischen Ministerpräsidenten Dietmar Woidke, der am Vortag in der Staatskanzlei die Karawane empfangen hatte und ihr ans Herz legte: „Möge der Treck auf seinem Weg nach Israel viele Menschen inspirieren, sich ebenfalls für einen friedlichen Dialog einzusetzen, damit all die Kriege und Konflikte endlich enden. Die Botschaft der Friedensglocke sollte in jedem Winkel der Welt gehört werden.“
Heinz Bley, Oberbürgermeister aus Crawinkel, der auf dem Glockenwagen die Zügel seines Schimmelgespanns fest in der Hand hielt, freute sich riesig auf die Tour, war sich aber allerdings darüber im Klaren, dass die politischen Verhältnisse in einigen Ländern doch zu einem Problem werden könnten. „Dann müssen wir eben von der Türkei aus auf das Schiff umsteigen, um nach Israel zu kommen, oder ein Flugzeug chartern.“
Dass es so manch unvorhersehbaren Zwischenfall gibt, erlebte die Kolonne ja schon auf ihrer Anfahrt nach Berlin. Gleich nach dem Warm up-Start in Brück, der zwei Tage zuvor stattfand, führte am Ortsausgang eine defekte Schrankenanlage zu einer Streckenänderung, die aber problemlos gemeistert wurde, so dass es am Abend in Klaistow doch noch zu dem geplanten Spargelessen kam und man sich untereinander kennenlernen konnte, denn eine lange Zeit muss man ja miteinander auskommen.
Nachdem sich am 8. Mai der Treck durch die dichte Menschenmenge am Brandenburger Tor gequält hatte, stand die erste normale Etappe auf dem Programm. Sie betrug rund 13 Kilometer und zwar durch die Berliner Innenstadt zur Späthstraße nach Treptow, wo in einer Baumschule übernachtet werden sollte, ehe dann tags darauf der „heiße Start“ begann – zunächst mit dem Ziel Ludwigsfelde, danach Luckenwalde, wo rechtzeitig Vorbereitungen für einen Empfang getroffen worden waren. Am 23. Mai, so sah es der Plan vor, sollte dann die deutsch-tschechische Grenze erreicht sein.
Für die Berlinerin Ines Winter wird irgendwo in Thüringen die Tour mit ihren beiden Ponys Joy und Rose beendet sein, weil sie keinen Ersatz als Beifahrerin gefunden hat, der so lange unterwegs sein kann. „Dennoch habe ich mich entschlossen, unbedingt bis Jerusalem dabei sein und werde als Co-Pilotin zu Christiana Barth-Bußmann aus dem niedersächsischen Uetze-Dedenhausen umsteigen."
HAWI